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Mysterium Zobelburg bei Altenstein
Man wird behaupten dürfen, dass fast alle im Altkreis Ebern die Burgruine Altenstein kennen. Wer aber hat schon einmal etwas von einer Zobelburg bei Altenstein gehört, an anderer Stelle auch Zobelsburg genannt?
Tatsächlich berichtet das Online-Lexikon Wikipedia von zwei „Alten Burgen“ bei Altenstein. Dort heißt es: „Die Alte Burg ist ein frühmittelalterlicher Ringwall zwischen Altenstein und Lichtenstein“. Außerdem befindet sich „etwa 150 Meter östlich entfernt (...) ein weiteres, ebenfalls als Alte Burg bezeichnetes Bodendenkmal im Wald.“
Allerdings fehlen bei den lexikalischen Einträgen zu den beiden „Alten Burgen“ Hinweise, ob es sich zumindest bei einer um die verschollene Zobelburg handeln könnte.

Die Zobelburg wurde in verschiedenen Büchern aus dem frühen 19. Jahrhundert erwähnt. Im von Google digitalisierten geographisch-statistisch-naturhistorischen Handwörterbuch „Das Weltall“, Dritter Band, Frankfurt am Main, Verlag von Heller und Rohm, heißt es 1828 auf Seite 377:
Der Ort Altenstein „im Bezirke des Landgerichtes und Rentamtes Ebern (...) hat Mangel an Trinkwasser. Nahe demselben liegen die Ruinen der Zobelburg und des berühmten im Jahre 1526 von den Bauern zerstörten Schlosses Altenstein, welches das Stammhaus der freiherrlichen Familie dieses Namens ist. Das Dorf mit diesem Schlosse gehörte vor der Mediatisierung der Reichsritterschaft zum damaligen Ritter-Cantone Baunach, dermalen aber zum freiherrlich von Altensteinischen Patrimonialgerichte Pfaffendorf.“ Interessant dürfte ebenfalls sein, dass Altenstein auf Seite 379 als „Markt“ bezeichnet wird und eine Synagoge (Seite 378) besaß. Aufgezählt werden 69 Wohnhäuser, eine Kirche, ein Schulhaus, 89 Familien mit 368 Einwohnern, davon 266 Lutheraner, 65 Juden und 37 Katholiken, die den Gottesdienst in Pfarrweisach besuchten.
Auch bei „Didaskalia oder Blätter für Geist, Gemüth und Publizität“ vom 22. August 1826 wird die Zobelburg erwähnt: „Von dem Schlosse Altenstein führt der Weg nach der nahen Zobelburg, welche der Bauernkrieg in Ruinen legte, den ehemaligen Füllengarten vorbei, in dem nun der Altenstein‘sche Jäger wohnt, nach der Diebshöhle und dem eine Stunde entfernten Schlosse Lichtenstein (...).“
Diese Wegbeschreibung könnte darauf hindeuten, dass die Zobelburg in Richtung der beiden „Alten Burgen“ zu finden ist.
1865 listet „Pierer’s Universal-Lexikon der Vergangenheit und Gegenwart“, Band 19, eine Zobelsburg als „Ruine bei Altenstein“ auf, ohne näher darauf einzugehen.
Von einer „Heidenburg“ bei Altenstein weiß das „Archiv des Historischen Vereins für den Untermainkreis“, dritter Band, zweites Heft, 1835 zu berichten. Auf Seite 31 steht: „(…) eine Stunde weiter in den Wald hinein, stand die Heidenburg, von welcher bloß die Wälle noch übrig sind; sie war das ursprüngliche Stammhaus der von Stein zum Altenstein, und soll in den Sachsen-Kriegen zerstört worden seyn.“ Möglicherweise hätten Dokumente aus dem Archiv der Burg Altenstein Aufschluss geben können, doch wurde „das Altenstein‘sche Archiv in dem Bauernkriege durch Feuer vernichtet“ (Seite 34).
Die Karte zeigt den Standort der „Alten Burg“ bei Altenstein – ob sie auch die Zobel- oder Heidenburg war, scheint zwar naheliegend zu sein, bleibt aber weiter ungewiss.
Der Name Zobelburg klingt für viele Einheimische zunächst ungewohnt, es stellt sich also die Frage, woher die Bezeichnung für diese Burg bei Altenstein stammt. Vielleicht könnte der Name irgendwie mit dem Adelsgeschlecht der Zobel (zu Giebelstadt) zu tun haben? Laut Wikipedia waren Angehörige der Familie auch im Ritterkanton Baunach verzeichnet. Das Register der reichsfreien Adelsmitglieder im Kanton Odenwald von 1751 gibt Hinweise auf familiäre Verbindungen mit den Stein zu Altenstein, dort allerdings erst für die Zeit nach dem Bauernkrieg.
Möglich wäre auch, dass der Name der Burgruine oder der damaligen Burg auf Marder anspielt, die Zobeln ähnlich sehen. Im nahen Hafenpreppach gibt es eine Straße namens „Am Mardersberg“, bei Ebensfeld, nördlich von Prächting, kommt der Flurname „Zobelberg“ vor.
Die Zobelburg muss sehr alt sein, denn „Didaskalia“ berichtet, dass sie im Bauernkrieg ruiniert worden sei und das „Archiv des Historischen Vereins für den Untermainkreis“ kolportiert, die Burg sei bereits in den Sachsen-Kriegen zerstört worden. Ein Zobel-Schloss existiert übrigens noch heute in Giebelstadt bei Ochsenfurt.
Die Zobelburg bei Altenstein ist nicht zu verwechseln mit dem Zabelstein im nördlichen Steigerwald. Das Zedler-Lexikon (1731 – 1754) nennt das Schloss (Burg) Zabelstein (im Steigerwald) jedoch auch Zobelstein. Weiter: „Es ist das Stammhaus des alten Freyherrlichen Geschlechts von Zabelstein (...); vielleicht aber, daß es heissen soll: derer von Zobel.“ Belege für diese Vermutung gibt es aber offensichtlich nicht.